Grenzerfahrung

Das beschreibt in einem Wort unsere Wohnmobiltour an der Westküste. Wohlgemerkt mit allen 4 Kindern. Hier fragen sie das, weil wohl die Leute doch auch mal ihre Kids beim Babysitter lassen, um alleine in den Urlaub zu fahren. Hört sich für mich schon irgendwie attraktiv, aber auch schrecklich an. So anstrengend es war, wir gehören doch zusammen. Family Lauser im RV. Im Urlaub werden Erinnerungen geschaffen, die wir nie mehr vergessen werden.

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Im Joshua Tree Park

Zum Beispiel, als das Wasser nach dem Duschen quer im Wohnmobil herumlief, oder als der Generator mitten im kalten Nationalpark nicht mehr funktionierte, oder als die Kinder jede Nacht abwechselnd nach uns schrien und wir aus dem kuschelwarmen Bett raus mussten (sind wir ja eigentlich schon gewöhnt, aber im Urlaub?), oder als wir noch keinen Platz zum Übernachten hatten und es schon dunkel und die Kinder unausstehlich waren oder als Eine in der Nacht plötzlich anfing zu spucken oder als die Eltern dauerangespannt waren, ob der Tatsache, dass die Kinder fast das gemietete, alternde Wohnmobil demolierten.

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In Carpinteria am Pazifik beim Haufen machen

Es war ein einziges Abenteuer. Ich würde es wieder machen und weiter empfehlen. Oftmals mehrere Nächte und Tage ohne fliessend Wasser oder Dusche, mal heiß, am See und am Meer, mal kalt, mit Wintermütze und Jacke. Mit Delfinen und Coyoten und Bärenalarm. Mit komplettem Verfahren, auf traumhaften Straßen, Autobahn oder Bergkürvchen. Mit Landschaften, die atemberaubend sind und sich so schnell ändern. Man kann wirklich sagen: America, the beautiful. Unsere geplante Route mussten wir gut kürzen, damit es nicht zu viel wurde und damit noch etwas für die 2te Future Amerika Reise bleibt😊 (dann wohlgemerkt erst, wenn die Kinder groß oder ausgezogen sind) Ein Gedanke kam mir am Anfang immer wieder: „Wir sind so reich“. Dass wir das erleben dürfen, wir sind so reich. So beschenkt, so gesegnet, so reich. Alle Ehre Jesus dafür, dass er uns ein weiteres Abenteuer geschenkt hat (und dass wir heil wieder daheim sind).

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Im Death Valley, schon Fotoposenprofis, nur Tiana gibt sich ganz natürlich

Daheim und doch schon wieder auf der Reise. In drei Wochen geht der nächste Flieger, dieses Mal länger und in eine andere Richtung: Germany. Wir haben das Packen gleich begonnen und das Herz schmerzt schon. Es ist dieses Mal wirklich schwer dieses Daheim zu verlassen. So viele Freunde haben ihren Platz in unseren Herzen gefunden. Viel Freiheit, Wärme, Unerkanntheit, Leichtigkeit, geistliche Nahrung und Wachstum, unsere Gemeinde, unseren Gebetskreis und vieles andere werden wir hier zurücklassen, bzw. werden wir für immer in unseren Herzen haben. So dankbar bin ich, wie toll Jesus uns versorgt hat, mit Beziehungen zu Menschen, die genau zur richtigen Zeit am richtigen Platz waren. Und immer einen Platz in unseren Herzen haben werden. Das Leben geht wohl immer in Abschnitten. Ein Übergang in die nächste Phase beinhaltet immer Abschied und Neuanfang. Beides nicht einfach und doch nötig und wichtig. Ich möchte dankbar sein, für all das Wunderbare, dass ich erleben durfte, so schön, dass ich es mir vorher nie hätte träumen können. Wer aufbricht, gibt Gott Raum zu versorgen und zu wirken. So sehr durften wir das in vielerlei Weisen erleben. Wenn ich nicht nach USA gegangen wäre, gäbe es diesen Blog nicht, hätte ich nie meine Mädels so prägen können, wie ich es hier durfte, hätte Andi nicht so viel neue Erfahrungen in seinem Beruf sammeln dürfen, hätten wir nicht unsere Familie aus aller Welt bei uns im Wohnzimmer vereint und gemeinsam so viele Wunder erleben können. Ich bin gespannt, was Jesus für den nächsten Abschnitt bereithält und bin mir in einem 100 Prozent sicher: Langweilig wird es mit ihm nie!

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Am Grand Canyon

Wir fahren zum Bankautomat hin. Ja, hier kann man direkt mit dem Auto neben hin fahren und ganz bequem aus dem Fenster sein Geld abheben. Ganz amerikanisch. Carlotta fragt: „Mama, gibt’s da auch Pommes?“ Darauf freue ich mich sehr, dass ich wieder laufen kann und nicht immer überall hin fahren muss. Und wir freuen uns darauf, euch alle wiederzusehen, Zeit mit euch zu verbringen und unsere Herzen neu live miteinander zu verbinden (und auf einen Döner freue ich mich auch😊).

Ich hoffe sehr, dass ihr uns noch erkennt, die Zeit hat auch an uns ihre Spuren hinterlassen: So stellte ich mit Genugtuung fest, dass bei Andis Non-Shave November doch auch einige graue Haare den Bart bereichern. Leider ist das ja echt gemein, weil bei Männern graue Haare wirklich sexy aussehen, während ich mir einen absuche, um auch jedes Haar auszureissen. Aber super, dass sich meine persönliche Schönheitsexpertin im Indu befindet, die hat da sicher eine Lösung.

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Mammutbaum im Sequoia Forest

Kayla holt Käse. „I can schnitt me selber. Can I?“ Sie ist inzwischen wieder fröhlichst in den Kindi gegangen, actually gleich am Tag nachdem ich ihre Story öffentlich gemacht habe. Vielleicht müsste man ja öfter mal richtig ehrlich sein, dann lösen sich die Dinge wie von selber. Heute Nacht durfte ich mit ihr wertvolle Qualitytime vor der Kloschüssel verbringen, weil der Virus sie volle Kanne getroffen hat, ca. 12 mal oben und 3 mal unten kam alles raus, dann war gut. Ich bekam zwischendrin kurz einen Geistesblitz und dachte, dass ich mich wirklich glücklich schätzen kann, sie hier zu unterstützen und bei ihr zu sein, das schafft wirkliche Bindung und wenn sie in ein paar Jahren ausgezogen ist, kann ich das nicht mehr, also sollte ich dankbar sein und es auch ein bisschen genießen. Ich weiß auch noch jedes Mal, wo ich Bauchweh hatte und meine Mama mich liebevoll versorgt hat. Das war schön.

Kayla: „Ich hab braune Haare und ein braunes Fell.“

Aufklärungsgespräch im Bad. Mal wieder, weil die Mädels die Kondomverpackungen so toll finden, dass sie sie jedes Mal aufreissen. (Das ist echt ne Geldverschwendung, die sind so teuer!) Sie fragen, für was die nochmal sind. Wir versuchen immer, so normal und einfach wie es geht, diese, vor allem für die Erwachsenen, heiße und errötende Sache zu erklären. Die brauchen wir, damit wir den Penis in die Scheide machen können, ohne dass ein Baby kommt. „Warum wollt ihr das machen?“ Weil wir so nah, wie es geht zusammen sein wollen, weil wir uns sehr lieb haben. „Geht das automatisch?“ Nein. „Aber wie ist das mit dem Samen, wo aus dem Penis kommt, wie sieht der aus? (Achtung, jetzt kommt real live.) Andi fischt ein gebrauchtes Kondom aus dem Mülleimer und zeigt es ihnen. „Ah, aus dem bin ich also entstanden.“ (!) „Ist das nicht komisch, wenn man das macht?“ Nein, es ist schön. „Und wie macht eigentlich die Zahncreme die Zähne sauber?“

Unsere Kinder müssen Bescheid wissen. Gott hat Sexualität geschaffen und liebt sie. Sex ist ein Teil unseres Lebens und wenn die Kids merken, dass wir nicht fähig sind darüber zu reden, werden sie sich ihre Infos woanders holen. (Gibt es eigentlich noch die BRAVO?) Wir brauchen Kinder, die über sich und ihren Körper Bescheid wissen, damit sie voller Selbstvertrauen ins Leben starten können. Und die, wenn sie mit den Meinungen und Wirrungen ihrer Mitmenschen konfrontiert werden, wissen, zu wem sie kommen und nachfragen können.

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Costume Parade im Kindi / Antihalloweenverkleidungsfest

Beim Essen ist Chaos, Mama flippt fast aus und herrscht jemanden an: „Halt jetzt den Mund.“ Sie geht ins Bad und kommt kurz darauf wieder. Carlotta sitzt am Tisch und hebt mit ihrer Hand ihren Mund: „Ich hab den Mund geheben.“

Carlotta ist ein Lauser von Kopf bis Fuss. Ihr Grinsen bringt die Welt zum Schmelzen und ihr Toben den Boden zum Beben. Sie spielt problemlos mit den Großen und behauptet sich dabei. Mir fällt zu ihr oft nur das eine Wort ein : Knitze. Ich weiß nicht mal, ob es das wirklich gibt, aber es passt super zu ihr. Wir lieben sie heiß und innig und man würde sie manchmal geradezu gerne aufessen (vor Entzückung oder vor Wut).

Es war ja Reformation. Ich wollte eigentlich ein Wort dazu schreiben, aber ich hab es nicht mehr geschafft, praktisch, dann kann ich es mir jetzt schon sparen.:) Die Mädels lieben ihre Luther CD von Opa Tilo, vor allem wegen der Biersuppe und der Murmelene. Magali fragt mich: Mama, wart ihr eigentlich Mönch oder Nonne, bevor ihr geheiratet habt?

IMG_1150Sie hat ihren 7ten Milchzahn im Urlaub verloren und ihren 6ten Geburtstag gefeiert. Leider weinte sie schon zwei Mal einfach so los, weil dieser Geburtstag gar kein richtiger gewesen sei und der nächste noch soo lange daure. Für sie sind die Feste, mit den meisten Gästen, die Besten.

Beim Fönen. Fönen ist unser Familienhobby. Wir lieben es, den Mädels die Haare nach dem Baden auf dem Sofa richtig gemütlich zu fönen und sie auch. Carlotta und Magali verstecken sich unter dem Handtuch auf meinem Schoß. M: „Ich wäre so gern nochmal in deinem Bauch. Ich habs schon vergessen, wie es da war. Aber dann könntest du ja kein Sushi mehr essen…“

„Isch der Old Mc Donald ganz alt und geht immer zu Mc Donalds?“

In diesem Sinne eine gute Abrundung, die Mädels freuen sich nämlich vor allem auf den McDonalds in Deutschland. (wie lustig)

IMG_2101Ach du liebes Bisschen, jetzt hab ich tatsächlich eine Tochter vergessen: Unsere Tiana. So sorry. Sie geht und steht herum. Zumindest einige Schritte und an der Hand. Wir sind sehr stolz auf sie und feuern sie nach jedem Versuch begeistert an. Heute morgen weckte sie mich mit dem bekannten Geräusch des Erbrechens auf. Sie muss sich auch jetzt nach dem Urlaub am Meisten wieder auf die veränderte Situation einstellen. Sie ist wohl das flexibleste, anpassungsfähigste Kind, an so vielen Reisen hat sie schon teilgenommen. Obwohl, die anderen ja auch. Super, alle sind wunderbar für dieses Leben gerüstet und trainiert. Gut, dass sie ihre Konstanten immer dabei hat und auf uns zählen kann, bei Tag und Nacht.

Oh, und noch ein Wunder hat uns Jesus für unsere letzten Wochen hier geschenkt: Die Untermieterin ist ausgezogen. Es fühlt sich herrlich an, so frei und ganz zuhause sein zu können. Sie ist in eine Wohnung ganz in der Nähe gezogen, aber in den obersten Stock…😊 Danke Jesus, dass diese Season vorbei ist. Und danke für die ganzen anderen Wunder, die du in den letzten Wochen geschenkt hast: Danke, dass das Kotzen erst hier voll ausbricht, wo ich Waschmaschine direkt nebendran habe, danke, für den allerletzten Platz auf dem überfüllten Campingplatz, danke, dass wir das RV einigermaßen heil abgeben konnten und es uns überall hin gefahren hat, wo wir wollten, danke, dass wir nur an einem Fahrtag Regen hatten, danke, für Bewahrung und Schutz, danke, dass wir genau zur richtigen Zeit unsere Freunde in Carpinteria ermutigen durften. Danke, dass du bei allen großen und kleinen Abenteuern des Lebens an unserer Seite bist und nichts uns von deiner Liebe trennen kann.

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Das war unser BILLY im Yosemite Park

Ein Kommentar

  1. Ich hoffe der Blog wird nicht stillgelegt wenn ihr wieder in Deutschland seid. Finde ihn sehr bereichernd. Hammer mit eurer Aufklärung, oh Mann. Und das in Amerika…
    Wünsche genug Kraft für den Umzug und gutes wieder Einleben. Ist vielleicht nicht einfach, aber eine gute Erinnerung daran dass wir hier keine bleibende Stadt haben. Aber Gott ist immer mit euch. Viel Segen!
    Angela

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